Die Geschichte der pipistrelle geht zurück auf das Jahr 1994. Zwölf Jahre nach der Wiederbelebung der Berner Fasnacht durch den Verein Bärner Fasnacht (VBF) tauchen in den Gassen drall-bunte Frauenfiguren auf: Les Nanas. Die Idee, als musizierende Niki-de-Saint-Phalle-Skulpturen die Berner Fasnacht zu bereichern, stammt von Musikerinnen des Konservatoriums Bern. Sie sehen in der Gründung dieser Gugge die Möglichkeit, dem Werk einer Künstlerin fasnächtliche Gestalt zu geben und diese mit der passenden Musik zu beleben. Auf anspruchsvolle Musik und ausgefallene Kostüme wird dabei von Beginn an grossen Wert gelegt.
Das erste Sujet der Gruppe wird zum Namen der Gugge, welche fortan als Les Nanas die Berner Fasnacht bunter macht. Der Architekt Mario Botta lädt die Nanas 1996 zum Aufrichtefest des Tinguely-Museums in Basel ein. Dort findet auch der erste persönliche Kontakt zur Künstlerin Niki de Saint Phalle statt und diese Verbindung wird die Gruppe in den folgenden Jahren begleiten und inspirieren.
Die weiteren Sujets verdeutlichen das Anliegen der Berner FrauenKunstGugge, unterschiedlichen Frauenpersönlichkeiten eine Plattform anzubieten: Pelztasse von Meret Oppenheim (1995), Hommage an Margrit Link (1996), Femmage, chère MME Dreifuss (1997), Freu dich-Helvetia (1998), Angela Marionette von Sophie Taeuber-Arp (1999).
Nach der Jahrtausendwende heisst es im Jahr 2001: Adieu Les Nanas, vive le pipistrelle! Die Gugge formiert sich neu und wählt mit The Bat (englisch für Fledermaus) wiederum ein Sujet von Niki de Saint Phalle. Die damalige Leiterin Sylvia Schwarzenbach kann die Künstlerin als Patronin der neuen Gruppe gewinnen und der Titel des ersten Sujets wird auch diesmal in abgewandelter Form zum Namen der Gugge: The Bat, eine Wandskulptur, welche als bunte und weitausladende Kopfbedeckung umgesetzt wird, regt an zur Namenskreation le pipistrelle (il pipistrello bedeutet Fledermaus auf Italienisch).
Zwei Jahre später wird die Gruppe zur Einweihung der von Niki de Saint Phalle neu gestalteten Grotte in den Herrenhäuser Gärten in Hannover eingeladen und musiziert dort in farbenfrohen Kostümen nach Figuren der Künstlerin. Die Presse schreibt, die Bernerinnen hätten mit ihrer heiteren Musik die Atmosphäre und lebendige Ausstrahlung der traumhaften Grotte in den Park hinausgetragen und die zahlreichen Besucher*innen damit begeistert.
In der Folge werden weitere Künstlerinnen geehrt: rocco barocco, eine Kostümkreation von Carla Prang (2002), Kingfish-Totem von Niki de Saint Phalle (2004), Burrikum ein Objekt von Ruth Burri (2006), flor de la vida von Frida Kahlo (2007). Da sich die Gruppe zum Ziel gesetzt hat, die Sujets auch in kunstvollen Kostümen umzusetzen, ist hier viel Kreativität und Handfertigkeit gefragt. Die Entwerferinnen brüten unzählige Stunden über einem Prototyp z. B. für den Kingfish-Totem: Eine echte Herausforderung, da dieser schliesslich in voller Grösse durch die Gassen Berns getragen werden soll und dabei die Musikerinnen bei ihrem Spiel nicht behindern darf. Schliesslich müssen auch noch zwölf Kostüme hergestellt werden – der Arbeitsaufwand ist riesig!
Im Juni 2008 erfolgt mit der bestehenden Grupp ein letzter Auftritt in der Elfenau Bern mit den Sujet flor de la vida von Frida Kahlo. Im Folgejahr zieht sich Sylvia Schwarzenbach zurück und mit der Neuausrichtung der pipistrelle übernimmt die Musikerin Susanna Dill die Leitung der Gugge. Sie ist verantwortlich für die Auswahl der Musikstücke, deren Arrangements und Einstudierung und bestimmt für die jeweiligen Auftritte die passende Reihenfolge. le pipistrelle treten 2010 mit dem Sujet tête Dada von Sopie Taeuber-Arp auf, 2011 mit Les 5 Roses von Eva Aeppli, 2012 mit Karneval in Rio von Sonia Delaunay, 2013 mit Calla von Georgia O’Keeffe und im Jahr 2014 feiert die FrauenKunstGugge ihr 20-jähriges Jubiläum. Sie tritt mit den Kostümen und den passenden Musikstücken der verschiedenen Sujets der letzten Jahre auf.
Seit einiger Zeit verspüren le pipistrelle Lust nach Bewegung und Tanz bei ihren Auftritten und lassen sich für diese neue Erfahrung durch die Choreografie-Expertin Margrit Bischof unterstützen. In den Sujets Coco Chanel (2015), Promenade an der Seine von Gabriele Münter, Ella Fitzgerald und Meret Meyer Scapa musiziert, singt und tanzt die Gugge!
le pipistrelle treten neben der Fasnacht auch an Geburtstagen, Jubiläen und anderen Anlässen auf und begeistern alle, die in den Genuss ihres Kleinkunstauftritts kommen. Am 1. September 2017 wird die Gruppe mit dem Moosseedorfer Kleinkunstpreis ausgezeichnet und präsentiert sich in verschiedenen Kostümen.
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